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Zusammenarbeit schafft Entlastung - Bericht des Superintendenten André Ost zur Sommersynode 2022

„Auf dem Weg in die Kirche von morgen gehört es zu unserer Aufgabe, uns ehrlich zu machen, womit wir als Kirche eigentlich wirklich überzeugen und einen Nutzen für die Menschen haben“, betonte Superintendent André Ost in seinem Bericht vor der Sommersynode 2022 in der Gempthalle in Lengerich. „In diesen Krisenzeiten steht für Kirche und Gesellschaft nicht nur unser eigener Wohlstand auf dem Spiel. Auch unsere Überzeugungen stehen auf dem Prüfstand“, betonte er.

Das Phänomen der zunehmenden Kirchenaustritte habe schon vor Jahrzehnten begonnen. Dieser Prozess habe zu einem schleichenden Bedeutungs- und Ansehensverlust der Kirche geführt, so Ost. Nun, da grundstürzende Entwicklungen wie die Klimakrise, die Corona-Pandemie, Kriegsangst, Inflation, Energieunsicherheit und Notfallpläne hinzukämen, mache sich in Kirche und Gesellschaft eine immer größere Verunsicherung breit.

Auf Ebene des Gestaltungsraums I (Kirchenkreise Münster, Steinfurt-Coesfeld-Borken und Tecklenburg) gebe es viele Innovationsprojekte, die jetzt in geballter Form zu bewältigen seien und die viel an Ressourcen und Aufmerksamkeit erforderten, berichtete André Ost. Die Verwaltungsreform, der Verwaltungszusammenschluss der Verwaltungen der Kirchenkreise Münster, Steinfurt-Coesfeld-Borken und Tecklenburg am Coesfelder Kreuz in Münster sei „der richtige Weg“ gewesen. „Davon bin ich auch heute noch überzeugt“, so der Superintendent. Mit dem IT-Projekt Cumulus habe sich die Landeskirche zudem für eine moderne, datenschutzsichere IT entschieden. „Wir sind dabei, einen gewaltigen Modernisierungsstau in unserer kirchlichen IT zu beheben“. Die Umsetzung erweise sich allerdings als ein gigantisches Projekt, das viel Zeit und Personalressourcen fordere. Auch die Umstellung auf das Neue Kirchliche Finanzmanagement (NKF), die kaufmännische Buchführung, brauche Zeit. Das von der Landessynode im Herbst 2020 beschlossene Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt fordere die Erarbeitung eines Schutzkonzeptes auf jeder kirchlichen Ebene. Der Kirchenkreis Tecklenburg habe die personellen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Schutzkonzepte im Zeitraum bis 2024 erstellt werden können. Viola Langenberger, Präventionsfachkraft für den Bereich Sexualisierte Gewalt, informierte die Synodalen im Rahmen dieser Synode mit einem Sachstandsbericht. 

„Die Frage wie wir uns mit unseren kirchlichen Gebäuden für die Zukunft aufstellen, ist ganz eng mit der Klimaschutzthematik verbunden“ berichtete Ost. Ein Klimaschutzmanagement auf Gestaltungsraumebene solle in Zukunft dabei helfen, einen Überblick über die Sanierungsbedürftigkeit und -fähigkeit der kirchlichen Gebäude zu gewinnen.

Die Gemeinden im Kirchenkreis befassen sich längst schon mit Zukunftsfragen. „In einigen Gemeinden laufen Gemeindeberatungsprozesse, andere sind mit Gebäudefragen und der notwendigen Anpassung der Infrastruktur beschäftigt. Wieder andere seien durch aktuelle Pfarrstellenveränderungen herausgefordert. „Wenn nicht jetzt schon, dann besorgt die Perspektive der eigenen Finanzlage für die kommenden Jahre“, berichtete der Superintendent. Und es kämen noch Aufgaben hinzu, die staatliche Vorgaben seien, wie die Umsatzsteuer und die Grundsteuererklärung. In der Fülle seien alle diese Aufgabenstellungen eine große Herausforderung, die vor Ort in den Presbyterien nicht selten für ein Gefühl der Überforderung sorgten, resümierte der Superintendent.  

„Es wird aber eine der Hauptaufgaben der nächsten Jahre sein, unsere Infrastruktur den Erfordernissen der Kirche ab 2030 anzupassen und sie kreativ umzugestalten“, ist sich Superintendent André Ost sicher. Eine Lösung sieht er in der Entwicklung der regionalen Zusammenarbeit. Diese seien der Schlüssel für die notwendige Entlastung. Die regionalen Nachbarschaften seien langfristig nur mit dem Konzept der Interprofessionellen Pastoralteams umsetzbar. „Die Personalplanung und die Aufgabenklärung für das hauptamtliche Personal wird eine der wichtigen Fragestellungen sein, mit denen sich die Kooperationsräte in den vier Nachbarschaftsregionen des Kirchenkreises zu beschäftigen haben“, berichtete Ost. Die Leitlinien für die Arbeit der Kooperationsräte standen auf der Synode zur Abstimmung.

Überregional arbeitet der Kirchenkreis seit 2021 mit der Diakonie zusammen. Sie schloss sich durch die Verschmelzung der beiden Diakonischen Werke Tecklenburg und Steinfurt-Coesfeld-Borken am 1. Dezember 2021 zur neuen Diakonie WesT e.V. zusammen. Die neue Verbindung hat es ermöglicht, den Vorstand durch Fachbereichsleitungen zu unterstützen. Dadurch sind die Kernarbeitsfelder Ambulante Pflege, Beratung und Offener Ganztag stärker geworden. Bezüglich des Theologischen Vorstandsamtes stehe ein Systemwechsel an, der aus beiden Kirchenkreisen heraus zu gestalten sei, sagte der Superintendent. In den Ledder Werkstätten wurden Dr. Frank Plaßmeyer als neuer Geschäftsführer sowie zwei Geschäftsfeldleitungen gewonnen. „Mit dem Führungswechsel gibt es jetzt viel Aufbruch und Neuorientierung, was der größten diakonischen Einrichtung in unserem Kirchenkreis sehr zugute kommt“, so Ost.

„Das Ehrenamt ist ein rares Gut geworden“, unterstrich André Ost in seinem Bericht. Manche Gemeindeglieder lassen sich aber auf ein bestimmtes Thema ansprechen. Beispiele wie die AG zur Erarbeitung des Schutzkonzeptes Sexualisierte Gewalt in Rheine-Johannes machten Mut. Auch das Zukunftsteam in der Kirchengemeinde Neuenkirchen-Wettringen, durch das die Gemeinde das Ehrenamt stärken wolle, sei ein gutes Beispiel. Gelungene Projekte seien darüber hinaus die beeindruckende Flüchtlingsarbeit in Schale sowie die regionalen Sommergottesdienste. „Wo wir uns neu verbinden, entstehen Aufbrüche“, ist sich Ost sicher. Auch eine stärkere ökumenische Zusammenarbeit stehe im Raum. „Seitens der Landeskirche und des Bistums Münster gibt es aktuell die Anfrage, ob wir uns im Kirchenkreis Tecklenburg vorstellen können, Modellregion für das Projekt „Zusammen wachsen - Ökumenisch kooperative Gemeinden“ zu werden.

„Wir sollten bereit sein, Akzente zu setzen, wenn wir von ihnen überzeugt sind“, meint André Ost. Die Fragen „Wie erreichen wir die Menschen, was brauchen sie von uns?“ seien die leitenden Fragen in der Zukunftsgestaltung des Kirchenkreises.

Auf dem Weg, die Kirche von morgen zu gestalten, komme es darauf an, dass viele verschiedene Menschen mit ihren Begabungen die Lasten gemeinsam tragen, betonte der Superintendent. Die notwendige Entlastung entstehe dadurch, dass man sich seine eigene Überforderung eingestehe und es zulassen könne, Macht und Verantwortung zu teilen. „Ich möchte für unseren Kirchenkreis und auch für mich selbst darauf vertrauen, dass Gott dafür sorgen wird, dass es mit seiner Kirche weitergeht“, so Ost abschließend.

Den kompletten Superintendenten-Bericht zum Download finden Sie hier: https://www.kirchenkreis-tecklenburg.de/service/download/

Text: Christine Fernkorn

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